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Gestalten von Arbeitsbedingungen aus christlicher Sicht

Inspirierendes Interview mit Bendediktinerpater Anselm Grün (Kurier, 15.4.2017) über Führung, Konflikte und Gestalten von förderlichen Arbeitsbedingungen. Nach langjähriger Managementerfahrung im Klerus bringt er einige Kernthemen auf den Punkt:

258.354.334Arbeitsatmosphäre

“Denn wenn die Führungskraft eine gute Arbeitsatmosphäre schafft, dann tut sie den Menschen gut. Wenn ein gutes Klima herrscht, weil die Führungskraft die Mitarbeiter ermutigen kann, dann ist das auch eine Art Seelsorge oder sowas wie Therapie für die Menschen. Wobei ich glaube, dass die Führungskraft nicht Therapeut sein soll. Aber indem ich eine gute Atmosphäre schaffe und die Menschen gut einsetze, ihre Fähigkeiten entwickle, diene ich auch ihrer Gesundheit.”

Trennungsmanagement

“Die Entscheidung darf nie gegen jemanden sein. Ich musste auch zwei Mal Menschen entlassen, aber das diente dem Ganzen. Wenn jemand die Atmosphäre vergiftet, gebe ich dem zu viel Macht und muss auch Grenzen setzen. Natürlich soll ich nicht gleich kündigen, sondern schauen, ob der sich wandeln kann, ob es eine Einsicht gibt. Aber wenn da überhaupt keine Wandlung ist, wenn ich spüre, das geht nicht weiter, er plagt sich, die Leute um ihn herum werden unleidlicher, dann muss ich einfach eine Entscheidung treffen, die nicht so angenehm ist. Oder wenn ich merke, der wird hier nicht glücklich. Wenn ich jemanden kündige, darf ich ihm aber nie die Hoffnung nehmen, ich muss immer die Würde achten – und es muss immer menschlich sein: mit einem Gespräch, mit einer Begründung und nicht feige anonym.”

Konflikte

“Konflikte zu lösen heißt für mich immer, dass ich Menschen zum gemeinsamen Gespräch einlade. Und dass ich nie vorher schon die Lösung habe und sage, wo es lang geht. Sondern: Da ist ein Problem und wir müssen das lösen. Ich gebe den Mitarbeitern immer auch die Chance, dass sie Vorschläge haben. Ich muss dann am Schluss natürlich entscheiden, aber wenn ich mit der Lösung ins Gespräch gehe, nehme ich die Mitarbeiter nicht ernst.”

Changemanagement

“Ich sage Wandlung statt Veränderung. Im persönlichen Bereich ist es ja Mode, dass man sich ständig verändern will. Man ändert alle zwei Jahre Ernährungsmethoden, Sportmethoden, psychologische Methoden – und bleibt doch immer der Gleiche. Weil im Verändern etwas Aggressives liegt: Ich muss ein anderer Mensch werden, alles muss anders werden. Oder wenn eine Unternehmensberatung eine Firma total ändern will, dann weckt sie erst einmal Gegenkraft, weil sie vermittelt: Ihr seid schlecht, was ihr gemacht habt, war nichts. Die christliche Antwort darauf ist Verwandlung. Das heißt im persönlichen Bereich: Ich würdige mich so, wie ich geworden bin, es darf alles so sein, aber ich bin noch nicht der, der ich von meinem Wesen her sein könnte. Theologisch ausgedrückt: Ich bin noch nicht dieses einmalige Bild, dass Gott sich von mir gemacht hat.”

Führungsstil

“Ich glaube, das Wichtigste war, dass sie gespürt haben, dass ich ihnen vertraue und ihnen ein Stück Freiheit gebe. Dass ich nicht alles misstrauisch kontrolliere, und sie motiviere, selbst neue Ideen zu entwickeln. Wir haben ja viele Handwerksbetriebe und es war mir wichtig, dass sie Lust haben, neue Ideen zu entwickeln. Dass ich den Raum schaffe, wo Ideen möglich sind und wo man auch schaut, dass man sie verwirklichen kann.”

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